Essen

Meine Heimatstadt, obschon 1998 gen Hamburg verlassen, ist immer noch jedes Jahr für mindestens sechs Auftritte und unzählige Zwischenstopps gut.
Jede Menge Essen-Gedichte finden sich in meinem Buch "Büdchenzauber und Zechenverse" (http://www.conbook-verlag.de/buecher/ruhrgebiet/)

Aaltostrom & das zweitausenddreihundertundsiebzehnte Gedicht

Aalto-Theater in Essen mit Nachbarschaft

Unter Essen

Meine alte Hood untergrundbähnlich zu queren
Und ihr irgendwie schändlich den Rücken zu kehren,
Zeigt, wie sehrstens entleert meine Seele schon ist
Und wie wehrlos sich manch eine Ära vergisst.
Da all ihr Wert nährt ein gemeines Verrinnen
Im Zärteln der Mär, es tät Neues beginnen.

Schoch tauch ich hier ab mit der Zeit, die ich habe -
Auch leidlich bereit für den Ausblick im Grabe.

Adenauer-Brücke & das zweitausendzweihundertneunundvierzigste Gedicht

Die Konrad-Adenauer-Brücke nach Essen-Überruhr

Besuch im Daheim

Essen-Überruhr, hört man, verbiete es mir,
Es meinen Geburtsort zu nennen.
Man lädt mich zwar jedes Mal ein auf ein Bier,
Doch nur, um sich von mir zu trennen.

Mich dürstet es so nach dem Wiegengefühl,
In alter Gewissheit zu baden -
Schon schließt tumbes Modernisierungsgemühl
Den letzten verbliebenen Laden.

Man schläfert hier jeglichen Anhaltspunkt ein.
Nur ich kann doch nicht alles erinnern!

Dann bittet man rüde, mich rechts einzureih'n,
Im Rudel von echten Beginnern.

"Ich bin hier geboren!", rumort es in mir
(die S-Kurve immer im Blick),
Geb weder verloren den Ort und das Hier
Und schlurf durch den Ruhrwiesenschlick.

Weg zur Ruhr & das zweitausendzweihundertsiebenundvierzigste Gedicht

Buhne an den Ruhrauen bei Überruhr

Im Eisstielwald

Im Eisstielwald der Kindergärten
Ist der letzte Busch Sehnsucht verbrannt.
Bis zum Punkt, da noch nächtens die Glutnester schwärten,
Hab ich Magnum Mandel erkannt.

"Magnum Mandel", erkläre ich allen Erziehern,
"ist gelegentlich nur Theorie!
Manchmal gleitet die Eiswelt ins Tal wie auf Skiern,
Mal geschieht das nur selten bis nie."

"Und was", fragst du, "willst du mir damit denn sagen?" -
Wechselst antwortenscheu gleich das Gleis.

"Ich war auch mal so wie die anderen Blagen
Und ich aß dabei sehr gerne Eis."

Folkwangstadt & das zweitausendeinhundertfünfundneunzigste Gedicht

Weihachtsmarkt in Essen

Ripostegedicht auf "Die Weihnachtsmaus" von James Krüss

Die Weihnachtsmaus 2.0 (Mutters Rache)

Die Weihnachtsmaus ist sonderbar -
Sogar für die Gelehrten.
Denn einmal nur im ganzen Jahr
Entdeckt man ihre Fährten.
Das ganze Jahr macht diese Maus
Den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
Kriecht sie am Weihnachtstage.

Und kaum späht sie ein freches Kind,
Das Muttern nicht zu Willen,
Wird dieses Tier vor Blutdurst blind
Und drängt drauf, ihn zu stillen.
Nascht Christian vom Marzipan,
Das doch bestimmt für Peter,
Begießt sie ihn schnell mit Benzin -
Und siehe da: Schon brät er!
Auch Nelly, die am eierschaum'nen
Weihnachtsmann geknabbert,
Ist kurz drauf ihr Gesamtgedärm
Zum Bauch hinaus geschlabbert.
Es stahlen Ernst, Hans und Papa
Sich frech ein Stück vom Kekseschmaus?
Zerdrückt werd'n sie zu Mett-Tartar -
Denn so was schmeckt der Weihnachtsmaus!
Ihr fragt euch bang, wer machte Hänschen,
Ja, und auch Lieschen dem Garaus?
Nun, sagt Mama, sie sah ein Schwänzchen -
Dann war es wohl die Weihnachtsmaus!
Weihnachtsfest im Kreis der Lieben -
Wie man's gern gefeiert hätt!
Ach, von der Familie blieben
Einzig übrig: Mum and Dead!
Wie gesagt, Herr Kommissar:
Diese Maus ist eine Plage -
Doch es endet ihr Eklat
Just am Weihnachtstage.

Was gibt's denn da im Nachbarhaus?
Dort spritzt grad Blut ans Fenster!
Ja, wütet da die Weihnachtsmaus?
Ja, seh ich schon Gespenster?!
Gibt's auch dort drüben Mausetote?
Klär'n Sie das auf, Herr Kommissar!
Vielleicht die Tat der selben Pfote?
Ich sag dann: Tschüss - bis nächstes Jahr!

Endlich Auswahl & das zweitausendeinhunderteinundneunzigste Gedicht

Buttons von Marilyn's Army

Dein Spotify Mix der Woche

Jed' Playlist liefert den Beweis:
Der ganze Algorithmen-Scheiß
Wird ewig stutenblöde bleiben!
Ein Zeitverschwendungszeitvertreiben
Wird uns als Zukunft aufgedrängt,
Weil ein Computer Inhalt denkt.

Solch Stumpfheit wird uns weiter lenken -
Drum seid bereit zum Anspruch-Senken!

Essen-Überquerung & das zweitausendeinhundertfünfundachtzigste Gedicht

Kraniche überm Ruhgebiet

Wink gen Afrika

Wenn die Kraniche bald schon in Afrika landen,
Im warmen Matsch dortiger Flußbänke stranden
Und sonnenbefönt vom Erlebten erzählen
(auch interessant: Welche Sprache sie wählen?!),
Wie stieg wohl das Fieber der heimischen Fauna,
Die just überlebte 'ne Bruthöllensauna?

Wir zieh'n durch die Welt, glauben Krisen zu kennen -
Aber uns winkt die Wahl, uns von diesen zu trennen.

Unter Kurt-Schumacher & das zweitausendachte Gedicht

Tauben unter der Kurt-Schumacher-Brücke von Steele nach Überruhr

Zwischen den Jahren

Die letzte Weihnachtspost trudelt jetzt ein,
Es lässt selbst "Last Christmas" das Dudeln sein,
Geschenke werd'n in die Regale geschoben
Und mit den Kulissen des Alltags verwoben,
Man frisst, etwas hastig, zu viel Schokolade -
Und findet, dass es nun vorbei ist, schon schade ...

Tiergehege Wichteltal & das zweitausenddritte Gedicht

Bewohner vom Tiergehege Wichteltal

Im Überruhrer Wichteltal

Und wieder fällt des Dichters Wahl
Aufs Überruhrer Wichteltal.
Dort wird er von Erinnerungen
Wie wortwortwörtlich angesprungen,
Verbindlich beim Spazierengehen
Mit Findlingen aus Vers versehen,
Dort rührt ihn Ruh und sinnt Kontur -
Am Treidelpfad zu Überruhr!

Eingeschmückt & das zweitausendzweite Gedicht

Der Überruhrer Weihnachtsbaum 2021. Selbst mit ausgewählt.

Fassadenschmuck

Ach, ahnt denn deine eitle Pracht
Von ihrem Niedergang?

Nach Anmut schnappt des Wandels Macht -
Es dauert nie sehr lang.

Ungeschminkt & das zweitausenderste Gedicht

Der Überruhrer Weihnachtsbaum 2021. Selbst mit ausgewählt.

Der Geist der Weihnacht (mit zwei Endoptionen)

Da war ich über Weihnachten kurz zwei Minuten nüchtern,
Schau meines Platzes Nachbarn an und melde etwas schüchtern:
"Ich glaub, ich bin nicht richtig hier - ich kenn Sie alle nicht!"
(Dies ist die erste Möglichkeit fürs Ende vom Gedicht.)
"Setz dich getrost - wir wissen da genauso viel wie du!"
Flugs füllte man mein leeres Glas und prostete mir zu.

So macht der Geist der Weihnacht nicht allein aus Fremden Brüder -
Wir nebeln die Familie ein und werden selig müder,
Bis man sich bald mehr und schon nicht mehr erkennt.
(Das ist Ende zwei. Einen schönen Advent!)

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